Musik
Karima Francis veröffentlicht mit “Black“ ihr drittes Album
Tiefe, Aufrichtigkeit und Authentizität
(Quelle: Karima Francis)
Wer im vergangenen Jahr eines der Konzerte von Skunk Anansie besucht hat, erlebte wie zunächst eine kleine, fast verschüchtert wirkende Frau, alleine mit ihrer Gitarre, die Bühne betrat. Es handelte sich um Karima Francis, die das Vorprogramm bestritt und vom ersten Moment an das Publikum mit ihrer rohen, ehrlichen, emotionalen und ungeheuer direkt wirkenden Musik faszinierte. Mit einer einzigartigen Stimme und Songs, die direkt aus dem Herzen zu kommen schienen und unmittelbar im Herz der Zuhörer landeten, beeindruckte die junge Frau aus Blackpool.
Wer die Gelegenheit hatte mit Karima im Anschluss an einen ihrer Auftritte zu sprechen, erlebte einen zappeligen Wirbelwind mit einer bemerkenswert arglosen Offenheit und eine Künstlerin, die man nicht so schnell vergisst. Auch Karima erinnert sich gerne an Deutschland zurück. “Ich habe die Menschen in Deutschland als sehr freundlich in Erinnerung. Ich kann es tatsächlich kaum erwarten zurückzukommen.“
Erste musikalische Erfahrungen konnte Karima als Drummerin einer Punkband sammeln, bevor sie im Alter von 18 Jahren ihre gesanglichen Fähigkeiten und auch ihr Talent als Songwriterin entdecke. “Damit hat alles angefangen. Seitdem kann ich nicht mehr aufhören Songs zu schreiben“, erinnert sie sich.
2009 veröffentlichte sie ihr erstes Album, das von Kritikern gefeiert wurde. In zahlreichen Medien wurde sie bereits als der kommende Stern am Musikhimmel gehandelt und einer erfolgreichen Karriere schien nichts mehr im Weg zu stehen. Doch genau in dieser Phase erkrankte die Sängerin schwer. Die Diagnose Magersucht zwang sie zu einer langen Auszeit und drohte ihrer vielversprechenden Laufbahn ein jähes Ende zu setzen.
2009 veröffentlichte sie ihr erstes Album, das von Kritikern gefeiert wurde. In zahlreichen Medien wurde sie bereits als der kommende Stern am Musikhimmel gehandelt und einer erfolgreichen Karriere schien nichts mehr im Weg zu stehen. Doch genau in dieser Phase erkrankte die Sängerin schwer. Die Diagnose Magersucht zwang sie zu einer langen Auszeit und drohte ihrer vielversprechenden Laufbahn ein jähes Ende zu setzen.
Doch Karima kämpfte, kehrte drei Jahre später ambitioniert zurück und konnte ihr zweites Album sogar bereits bei einer großen Plattenfirma veröffentlichen, die ihr als Produzenten Flood (U2) zur Seite stellte. Doch obwohl das Album qualitativ überzeugte und von Kritikern positiv aufgenommen wurde, zeigte sich die Plattenfirma von den Verkaufszahlen enttäuscht und ließ Karima fallen. Gepaart mit privaten Problemen schien eine enttäuschte Karima ihre musikalische Karriere zeitweilig aus dem Blick zu verlieren.
Doch es gelang Karima, Musiker um sich zu scharen, mit denen die Freude an der Musik zurückkehrte. Mit einer nachvollziehbaren Skepsis gegenüber Plattenfirmen produzierte sie ihr drittes Album “Black“ unabhängig und unterstützt durch die Plattform PledgeMusic, eine internationale, auf Musik spezialisierte Kommunikationsplattform zur Finanzierung von Alben. Das Ergebnis ist ihr vielleicht stärkstes und abwechslungsreichstes Album, das Karima derzeit im Rahmen einer Englandtournee ihren Fans live präsentiert.
Auf die Rückschläge der Vergangenheit angesprochen, verbunden mit der Frage, ob sie zwischenzeitlich Zweifel hatte, ihre Musikkarriere überhaupt noch einmal anzugehen, äußert Karima offen: “Da triffst Du den Nagel auf den Kopf. Ich habe wirklich nicht geglaubt nach all den Enttäuschungen noch einmal die Kraft aufzubringen, ein weiteres Album aufzunehmen. Aber die Musik ist einfach in meinem Herzen und in meinem Blut. Das Album ist aus einer dunklen Phase heraus entstanden. Das ist auch der Grund warum ich es “Black“ genannt habe.“
“Es hat alles vor zwei Jahren begonnen“, erinnert sich Karima, “als ich den Song “Waves“ in meinem Schlafzimmer, auf einer billigen Gitarre, geschrieben habe. Dann folgten weitere Songs und immer mehr Ideen kamen auf. Ich habe begonnen mit der elektrischen Gitarre und einigen Effektgeräten zu experimentieren. Das ganze Album ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Es führt den Zuhörer durch alle möglichen Emotionen, die eben mein Leben der vergangenen Jahre bestimmt haben.“
Das Album unabhängig von einer einflussnehmenden Plattenfirma zu produzieren bezeichnet Karima als “eine befreiende Erfahrung. Die Aufnahmen waren sehr unkompliziert, weil nicht ständig irgendwelche Leute von einer Plattenfirma herumschnüffelten. Die Band ist fantastisch und wir sind echte Freunde, sodass einfach eine angenehme Atmosphäre herrschte. Wir haben bei den Aufnahmen viel gelacht und diese Erfahrung total genossen.“
Das Album enthält ausgesprochen gute, emotionale und lyrische Songs. Karimas Fähigkeiten als Songwriterin scheinen durch die Rückschläge der Vergangenheit sogar eher gewachsen zu sein. Dass sie sich weiterentwickelt hat, ist kaum überhörbar. Im Vergleich zu den ersten beiden Alben klingt der Sound voller, die Songs abwechslungsreicher und die Arrangements etwas mutiger.
Auch Karima sieht Entwicklungen. “Ich habe das Gefühl, dass meine Stimme reifer geworden ist und einige Lieder, wie “Waves“ oder “Remember me“, haben ein bisschen Ambient-Einflüsse, während “Here when the morning comes“ ein temporeicher, rifforientierter Song ist. Das Album ist schon risikoreicher als die beiden ersten Alben, die im Vergleich etwas unbeschwerter und eher akustisch orientiert waren.“
Wie eh und je trägt aber in aller erste Linie Karimas ungewöhnliche Stimme, mit ihrem ungeheuer großen Wiedererkennungswert, die Songs. Nach wie vor klingt sie roh und gleichzeitig verletzlich, aber auch ein wenig zuversichtlicher als in der Vergangenheit.
“Blue Moon“ sei der Song, der ihr derzeit besonders am Herzen läge, offenbart Karima. “Ich erinnere mich gut an die Nacht, in der ich den Song geschrieben habe. Immer wenn ich ihn singe, trägt er mich dorthin zurück und ich weiß genau, wie ich mich in dem Moment gefühlt habe.“
“Ich bin so stolz auf die Platte. Alles selbst zu kontrollieren“¦ das Schreiben und den Produktionsprozess“¦ das war sehr befreiend und hat das Beste von mir als Sängerin und Gitarristin hervorgebracht. Wenn ich das Album heute höre, bin ich total zufrieden, weil ich es zusammen mit Leuten gemacht habe, die mich ohne wenn und aber unterstützt haben.“
Karima Francis hat sich nicht unterkriegen lassen und scheint aus jeder persönlichen und künstlerischen Krise gestärkt hervorzutreten. Ihr neues Album "Black" ist dafür der beste Beweis und wird hoffentlich den angemessenen Hörerkreis finden, denn eine Künstlerin mit solch einer Tiefe, Aufrichtigkeit und Authentizität hat unser Gehör verdient.
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